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Ostgroppe – eine in Deutschland ausgestorbene Glazialreliktart wird wieder angesiedelt

Zu dieser interessanten Problematik wurde im Aquarium des Müritzeums eine kleine Ausstellung eröffnet.

Was ist eine Ostgroppe?
Die Ostgroppe (Cottus poecilopus) gehört zur Knochenfischfamilie der Cottidae (Groppen). Sie wird maximal 12,5 cm lang und hat ein drachenhaftes Aussehen mit einem großen Kopf und einem sich nach hinten stark verjüngenden Körper. Besonders auffällig sind das im Verhältnis zum Körper sehr große Maul und die großen Brustflossen. Ostgroppen halten sich am liebsten versteckt unter Steinen in kühlen Bächen auf.

Global betrachtet ist die Art nicht in ihrem Bestand bedroht. Eine lokale Besonderheit stellt jedoch das südbaltische Tiefland zwischen Ostsee und Karpaten dar. Hier weisen die Bäche und Flüsse zu hohe Sommertemperaturen für die wärmeempfindlichen Tiere auf. Im Zuge der letzten Eiszeit gelangten jedoch Ostgroppen am Rande der Gletscher in das Gebiet, wo sie sich nach Rückzug der Eismassen in einigen besonders tiefen und somit kühlen Seen halten konnten. Die dort lebenden Ostgroppen sind seit dem Ende der Eiszeit vor ca. 10.000 Jahren vom Hauptverbreitungsgebiet abgetrennt und genetisch völlig isoliert. Sichere Nachweise erfolgten um die Jahrhundertwende in mehreren großen Seen Norddeutschlands. Heute gibt es die ursprünglichen Populationen jedoch in keinem dieser Gewässer mehr.
In einem dieser tiefen Seen, dem Schmalen Luzin bei Feldberg, gelang es jedoch seit Ende der 1980er Jahre die Nährstoffeinträge drastisch zu reduzieren und somit die Wasserqualität wieder erheblich zu verbessern.

Bereits seit 2003 bemühten sich Mitarbeiter des Bundesamtes für Naturschutz und der GNL (Gesellschaft für Naturschutz und Landschaftsökologie) um eine Nachzucht von Ostgroppen aus dem Hanczasee (Nordostpolen). In diesem See existiert die vermutlich letzte Population dieser einzigartigen Glazialreliktart im südbaltischen Tieflandgebiet.
Im Jahr 2005 gelang es erstmalig eine kleinere Anzahl von gezüchteten Ostgroppen im Schmalen Luzin auszusetzen. Nach dem Zusammenbruch des Zuchtstammes wurden 2010 erneut Ostgroppen aus dem Hanczasee eingeführt.

In Zusammenarbeit mit dem Aquarium des Müritzeums gelang deren künstliche Reproduktion nunmehr im zweiten Jahr. Von den im Jahr 2010 erbrüteten Tieren konnte im Mai 2011 mit ca. 1200 Tieren erstmals eine größere Anzahl von Ostgroppen in den Schmalen Luzin freigesetzt werden. Es ist vorgesehen, die Nachzucht der Ostgroppen in den Aquarienanlagen der GNL und des Müritzeums in den kommenden Jahren weiter auszubauen.

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Geänderter Eingang zum Müritzeum

Das Müritzeum wird noch schöner. Hierfür finden momentan umfassende Modernisierungsarbeiten im Empfangsbereich statt – Sie können uns weiterhin täglich von 10 bis 19 Uhr besuchen. Alle Ausstellungsbereiche sind geöffnet und können erkundet werden, lediglich der Eingang zum Müritzeum erfolgt derzeit über das Haus der Sammlungen in der Friedensstraße 5.